Mar 4, 2010

Marinegeschichte: HMS Victory

Die heute noch existierende Victory war das sechste Schiff der Royal Navy, das diesen Namen trug.
1758 riefen die Minister Georgs II. von Großbritannien ein ehrgeiziges Projekt zum Bau von zwölf neuen Linienschiffen ins Leben. An der Spitze der Liste befand sich ein Schiff – zum damaligen Zeitpunkt noch ohne jeden Namen – vom sogenannten 1. Rang mit über 100 Kanonen, welches in Chatham zu bauen sei. Bereits für das folgende Jahr rechnete man mit der Kiellegung.
Das Jahr 1759 war das Jahr der Siege für Großbritannien – der Höhepunkt des Siebenjährigen Krieges, gemessen an militärischen Erfolgen. Auf dem Land triumphierten britische Truppen und ihre Verbündeten in Surat (Indien), Minden und Québec; zur See verzeichnete man die gewonnenen Schlachten bei Lagos und Quiberon. Aus der Euphorie um die Siege gab man dem Schiff den Namen Victory. Der Entwurf der Victory stammte von Sir Thomas Slade. Er basierte auf dem der Royal George von 17
Die HMS Victory wurde am 14. Juli 1759 in Auftrag gegeben und noch im selben Jahr, am 23. Juli 1759, wurde der Kiel (Ulmenstämme von bis zu 50,8 cm Durchmesser) in einem Trockendock auf der Marinewerft in Chatham gelegt. Darauf wurden die Spanten errichtet und mit innerer und äußerer Beplankung abgedeckt, so dass ein „Dreischichtenrumpf“ (engl. „three-ply hull“) entstand. Für den Bau verantwortlich war John Lock, Schiffbaumeister auf der Marinewerft. Als dieser im Jahre 1762 starb, wurde Edward Allin sein Nachfolger. Am 30. Oktober 1760 wurde das Schiff als „Victory“ in die Schiffsliste der britischen Royal Navy eingetragen.

Seeschlacht von Trafalgar (1805) 

Von Mai 1805 bis August 1805 nahm sie an der Verfolgung der französischen Flotte von Vizeadmiral Pierre de Villeneuve in die Karibik und zurück teil.

Am 21. Oktober 1805 nahm die Victory unter Admiral Lord Nelson und Kapitän Thomas Masterman Hardy an der Seeschlacht von Trafalgar teil und fungierte hier als Flaggschiff. Dank des bis 1803 erfolgten Umbaus hatte das Schiff zu diesem Zeitpunkt 104 Kanonen an Bord.
Die Victory hatte dabei einen nicht unerheblichen Einfluss in der Schlacht, der sich folgendermaßen darstellt:
Nelson ließ um 6:40 Uhr auf der Victory das Signal zum Einnehmen der verabredeten Segelformation setzen: Sein Plan war es, in zwei Linien auf den Gegner zuzusegeln und die gegnerische Schlachtformation zu zerschneiden. Dabei sollte die Victory die nördliche Linie und die Royal Sovereign die südliche Linie anführen. Beide Linien segelten daraufhin ostwärts auf den in nördlicher Richtung fahrenden Gegner zu. Auf der Victory war die Flagge des Oberbefehlshabers gehisst, weshalb Nelson und sein Stab davon ausgingen, dass der Gegner einiges unternehmen würde, um sie als bevorzugtes Ziel zu stellen und zu bekämpfen. Aus diesem Grund fuhr die britische Temeraire Backbord etwas versetzt vor der Victory, um sie entsprechend absichern zu können. Das britische Flaggschiff wollte in die kleine Lücke zwischen der französischen Bucentaure und dem spanischen Vierdecker Santissima Trinidad stoßen und geriet dabei unter schwerstes Feuer:
Um 12:20 Uhr eröffnete die Bucentaure das Feuer auf die Victory und konnte drei Breitseiten auf das britische Flaggschiff abschießen, so dass dieses sein Hauptbramsegel verlor. Nelsons Schiff stand anschließend für 40 Minuten im Kreuzfeuer der Héros, Santissima Trinidad und Redoutable, ohne den Angriff erwidern zu können.
Erst um 12:45 Uhr gelang es der Victory, die feindliche Linie zu zerschneiden und sich der Bucentaure zu nähern.

Die französische Neptune eilte daraufhin der Bucentaure zu Hilfe und verwickelte die Victory in einen heftigen Schlagabtausch, in dessen Verlauf letztere schweren Schaden am Fockmast und am Bugspriet erhielt. Die Victory fiel daraufhin nach Backbord ab, schaffte es aber nicht, sich unmittelbar längsseits der Bucentaure zu legen. Jetzt griff zusätzlich noch die französische Redoutable in das Geschehen ein und attackierte ihrerseits die Victory, die nun von drei Schiffen gleichzeitig angegriffen wurde. Kapitän Hardy entschloss sich daraufhin, die angeschlagene Bucentaure zurückzulassen und stattdessen das Feuer auf die Redoutable zu konzentrieren. Beide aufeinander zu fahrenden Schiffe kollidierten daraufhin und lagen nun direkt nebeneinander.

Im sich anschließenden Entergefecht zahlte sich der wesentlich höhere Aufbau der Victory aus, so dass die Briten Vorteile im Kampf Mann gegen Mann hatten. Während des Entergefechts zwischen Victory und Redoutable erreichte die britische Temeraire den Ort des Geschehens und zog das Geschützfeuer der französischen Neptune auf sich, die zuvor noch weiter auf die Victory gefeuert hatte.
Es gelang der Victory und der Temeraire mit vereinten Kräften schließlich, die ohnehin geschwächte Redoutable ins Kreuzfeuer zu nehmen, so dass diese besiegt wurde. Allerdings traf eine          französische Musketenkugel Lord Nelson – dieser wurde schwer verwundet unter Deck gebracht - hier verstarb er wenig später gegen Ende der Schlacht.
Der britischen Flotte gelang es schließlich noch, einen Angriff der sich neu formierenden französischen und spanischen Schiffe abzuwehren. Das französische Flaggschiff Bucentaure konnte schließlich sogar durch die britischen Schiffe Neptune, Leviathan und Conqueror aufgebracht werden, so dass Vizeadmiral Villeneuve gezwungen war, seine Flagge zu streichen. Die Schlacht war für die Royal Navy erfolgreich ausgegangen – der an Bord sterbende Admiral Nelson konnte diese für ihn positive Nachricht noch mit in den Tod nehmen.
Die Victory kehrte anschließend über Gibraltar nach England zur Reparatur zurück.

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